


Manche erinnern sich vielleicht noch aus der Schulzeit an seitenlanges Übersetzen – beispielsweise im Lateinunterricht.
Lange Zeit hielt man nämlich das Übersetzen für die ideale Methode, um eine fremde Sprache zu lernen.
Glücklicherweise ist diese Zeit vorbei und Ziel des Sprachenlernens ist
nicht mehr, klassische Literatur Wort für Wort ins Deutsche zu
übertragen,
sondern kommunikative Kompetenz für den Alltag zu entwickeln.
Dennoch ist das Übersetzen als Lernmethode nicht völlig von der Hand zu
weisen. Fremdsprachliche Sätze ins Deutsche zu übersetzen oder deutsche
Sätze in die Fremdsprache zu
bringen, ist eine effektive Ergänzung und sinnvolle Übung beim
Sprachenlernen.
Hier erfahren Sie unter anderem auf welchem Niveau Sie welche
Übersetzungsmethode sinnvoll einsetzen können.
Denn auch im Alltag oder im Urlaub sind Übersetzungsfähigkeiten immer
gefragt:
Sie als Spezialist für eine bestimmte Fremdsprache müssen
Familienmitgliedern oder Freunden vielleicht erklären, was diese oder
jene Schilder auf Deutsch bedeuten.
Eventuell werden Sie von einem Kollegen auch gefragt, was ein bestimmter
deutscher Ausdruck in „Ihrer“ Fremdsprache heißt.
Manche Sprachenlerner machen das Übersetzen sogar zum Beruf: Literatur-
oder Fachübersetzer übertragen meist fremdsprachliche Texte ins
Deutsche.
Allgemein ist es wesentlich schwerer, aus dem Deutschen in eine Fremdsprache zu übersetzen als andersherum.
Nicht umsonst übersetzen beispielsweise literarische Übersetzer fast
ausnahmslos in ihre Muttersprache, da man in seiner ersten Sprache das
sicherste Sprachgefühl und den
differenziertesten Wortschatz hat.
Viele deutsche Wissenschaftler aber gehen immer wieder genau den anderen
Weg: Sie müssen ihre deutschen Publikationen zum Beispiel ins Englische
übersetzen,
um ihre Forschungsarbeiten der weltweiten Gemeinschaft der
Wissenschaftler zugänglich zu machen.
Auch viele Unternehmen in Deutschland halten ihre Mitarbeiter inzwischen
dazu an, ihre geschäftlichen E-Mails in einer Fremdsprache (meist in
Englisch) zu verfassen,
da man so auch problemlos Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern an
dem Austausch teilhaben lassen kann.
Übersetzt man in die Muttersprache, besteht die größte Herausforderung
darin, unbekannte Wörter im fremdsprachliche Text ins Deutsche zu
übertragen.
Diese Probleme sind jedoch mit Hilfe eines Wörterbuches schnell behoben.
Bei dieser Art von Übersetzen zerbricht man sich häufig den Kopf, weil
man nicht weiß, wie man ein bestimmtes Konzept am besten im Deutschen
ausdrückt.
Besonders schwierig ist die Übertragung ins Deutsche natürlich bei
kulturspezifischen Ausdrücken. Manche Sachen „sagt man im Deutschen
einfach so nicht“.
Teilweise fehlt zu manchen fremdsprachlichen Bezeichnungen auch das
deutsche Pendant. Zwei kurze Beispiele aus dem Englischen: Wie würden
Sie „to be out of one's mind“ übersetzen?
Wie sagt man auf Deutsch, jemand sei „not the brightest crayon in the
box“?
Ganz anders ist die Fragestellung beim Übersetzen aus dem Deutschen in
eine Fremdsprache: Im deutschen Text ist im Regelfall alles klar.
Man wird man sich jedoch deutlich des Unterschieds zwischen dem passiven
und dem aktiven Wortschatz bewusst: Liest man beispielsweise das
fremdsprachliche Wort für
„Schaukelstuhl“, wäre man wahrscheinlich in der Lage dieses aus dem
Kontext oder wegen verwandter Wörter zu erschließen. Solch ein Wort
hingegen aktiv verwenden zu können,
dauert viel länger.
Der passive Wortschatz ist übrigens immer viel größer als der aktive,
selbst in der Muttersprache! Zudem in der Fremdsprache die richtigen
Wörter zu finden,
die passenden Ausdrücke zu wählen, die korrekte Satzstellung zu
beachten, die angemessene Stilebene zu treffen und die richtige Zeit zu
wählen ist eine wahre Herausforderung.
Deshalb ist das Übersetzen von authentischen, unvereinfachten deutschen Texten nur fortgeschrittenen Lernern zu empfehlen.
Im deutschen Bildungssystem beispielsweise wird diese Leistung auch erst an den Universitäten verlangt.
Nichtsdestotrotz ist das Übersetzen in die Fremdsprache eine sehr
effektive Möglichkeit, um seine eigenen Kenntnisse auf den Prüfstand zu
stellen und dadurch seine
Sprachbeherrschung auch wirklich zu verbessern.
Ideal wäre, wenn Sie Ihre Übersetzung anschließend mit einer
Musterlösung vergleichen oder noch besser von einem Muttersprachler
korrigieren lassen.
Auch für Anfänger ist es eine gute Übung und Anwendungsmöglichkeit,
einen Text aus der Mutter- in die Fremdsprache zu übertragen; jedoch
sollte man darauf achten,
dass der Text nur bekannte Grammatikstrukturen verwendet und auch das
Vokabular größtenteils bekannt ist. Ebenso ist es empfehlenswert,
sich zunächst auf kürzere Sätze zu konzentrieren.
Ein kleiner Tipp: Bevor Sie sich einen Artikel aus der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung vornehmen, fangen Sie erst klein an. Nehmen Sie die
Gelegenheit wahr,
in Alltagssituationen den Dolmetscher zwischen deutschen und
nicht-deutschen Bekannten zu spielen.
Übertragen Sie Ihr liebstes Kinderbuch oder Bilderbuch in die
Fremdsprache, die Sie gerade lernen und beglücken Sie Kinder aus Ihrem
Bekanntenkreis,
die diese Fremdsprache sprechen. Oder versuchen Sie mal, Ihren deutschen
Lieblingswitz in der Fremdsprache zu erzählen!
Regina Schwojer ist Werkstudentin bei Sprachenlernen24.
Sie hat einen Spezialwortschatz für Au-pairs entwickelt und widmet sich neben Korrekturen und redaktionellen Tätigkeiten
der Erarbeitung der Grammatiken zusammen mit den jeweiligen Muttersprachlern.
Bisher hat Regina die Grammatiken des Rumänischen, des Finnischen, des Italienischen und des Spanischen mitentwickelt.
Seit April 2008 studiert Regina Anglistik, Italianistik und die Didaktik des Deutschen als Fremdsprache an der LMU München.
Im Rahmen ihres Studiums beschäftigt sie sich am liebsten mit Literatur.
Sie möchte auch in Zukunft im großen und spannenden Tätigkeitsbereich der Sprachvermittlung bleiben.
Auch in ihrer Freizeit lernt Regina gerne Sprachen: Sie spricht mit
großer Begeisterung Spanisch und Niederländisch,
sodass sie es (wenn man ihre passiven Bairischkenntnisse und das
Französisch aus der Schulzeit außen vor lässt) auf fünf Sprachen bringt.
Regina reist viel und hat schon mehrmals längere Zeit im Ausland verbracht.
Sie spielt Gitarre und tanzt alles von Standard über Zumba bis Salsa.
Regina geht gerne laufen, schwimmen und radeln und hat sich vorgenommen, irgendwann an einem richtigen Triathlon teilzunehmen.
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